Myopiekontrolle – Lösung eines Problems!?
Krankhafte Kurzsichtigkeit. Oder normale Kurzsichtigkeit. Die Begriffe sind überall. Sie greifen um sich. Im zweiten Teil dieser Reihe haben wir also erfahren warum unsere Kinder ein Problem haben. Wir haben darüber gelesen, dass die Folgen einer krankhaften Kurzsichtigkeit sogar zur Erblindung führen können. Muss das alles sein? Welche Möglichkeiten zur Lösung gibt es? Und was ist überhaupt Myopiekontrolle? Ich orientiere mich bei diesem Artikel stark an den Empfehlung von http://www.myopiacare.org [su_label type=”info”]Lesezeit: 6 Minuten[/su_label]
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Hier geht es zum ersten Teil, falls Sie Ihr Wissen noch einmal auffrischen wollen, oder diesen Artikel hier zuerst gefunden haben. Und jetzt machen wir uns auf in die weite Welt der Myopiekontrolle!
Myopiekontrolle
Bauen wir das Wort doch erst einmal auseinander. Myopie steht für Kurzsichtigkeit. Und Kontrolle ist eine dauerhafte Überprüfung. Wir prüfen also dauerhaft die Kurzsichtigkeitsentwicklung des Kindes. Und wieso machen wir das?
Nun in den letzten Jahren ist die Kurzsichtigkeit auf dem Vormarsch. Über 40% kurzsichtige Menschen in den USA. 75% in Ost-Asien und in manchen Gebieten der Welt über 90%. Das sind dann auf einmal eine ganze Menge Menschen, die kurzsichtig sind. Und diese Menschen, das haben wir bereits gelernt, haben ein erhöhtes Risiko von verschiedenen Erkrankungen des Auges betroffen zu werden. Das haben wir bereits in den letzten zwei Artikeln heraus gearbeitet.
Wieso nimmt die Kurzsichtigkeit eigentlich zu?
Es scheint mittlerweile gut bewiesen, dass vor allem das periphere ( nicht zentrale ) Bild auf der Netzhaut für den Wachstum der Netzhaut verantwortlich ist. Das Ganze ist ein wenig schwer vorstellbar. Das Auge ist im Grunde ein Kino. Ganz hinten ist die Leinwand. Genau dort wollen wir das Bild des angeschauten Objekts abbilden. Bei Kurzsichtigkeit landet das Projektorbild nun vor der Leinwand. Schalten wir nun eine Minuslinse ( eine Brille für Kurzsichtige ) zwischen Projektor und Leinwand, bringt diese das Bild verkleinert, aber scharf auf die Leinwand. Das Problem ist jetzt nur, das macht sie nur zentral. Im peripheren, also dem äußeren Bereich der Leinwand, wird das Bild HINTER die Leinwand projiziert. Und das wiederum gibt dem Auge den Anreiz zu wachsen, es denkt nämlich, dass dadurch das Bild noch schärfer wird.
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Und was machen wir da jetzt?
Ganz einfach. Multifokale Kontaktlinsen, Atropin, Orthokeratologie oder Multifokale Gläser.
Und wieso helfen diese Sachen? Diese optischen Hilfsmittel korrigieren über mehrere Ebenen. Der zentrale als auch der periphere Bereich werden getrennt voneinander korrigiert. Und beide werden auf die Netzhaut, also die Leinwand des Auges gelegt. Jetzt kommt da auch kein Wachstumsreiz mehr zu Stande. Es passt ja alles optisch. Genial!
Atropin wiederum funktioniert ein bisschen anders! Dann gehen wir jetzt einmal im Detail die einzelnen Methoden durch.
Orthokeratologie
Was ein Wort. Wir nehmen es auseinander! Ortho = Richtig. Kerato = Hornhaut. Logie = Lehre. Die Lehre der richtigen Hornhaut also. Klingt eigentlich auch schön. Diese formstabilen Kontaktlinsen werden nur nachts getragen. Sie verändern sanft, durch Zug und Druckkräfte, über eine Dauer von etwa 6 Stunden die Hornhaut Oberfläche. Dazu wird der mittlere Teil der Hornhaut schonend abgeflacht.
Jetzt stellen Sie sich kurz einen Pudding vor, der in der Mitte schön hoch ist. Wenn wir nun auf diesen Puddingberg Druck ausüben, drückt sich doch der Pudding nach außen. Und genau das passiert auch bei der Hornhaut. Aber keine Angst, unsere Hornhaut ist wesentlich stabiler als ein Pudding. Was ein Glück!
Durch diese Umverteilung entsteht dann in diesen äußeren Bereichen eine höhere Pluswirkung. Jetzt wird es richtig cool! Diese höhere Pluswirkung bringt das äußere Bild nun auch auf unsere Netzhaut. Das Auge hat keinen Anreiz mehr zu wachsen! 2 Fliegen mit einer Klappe. Denn wenn Sie die Linsen morgens absetzen, können Sie durch diese ganze Umverschiebung auch scharf sehen. Ohne Brille und ohne Kontaktlinsen! Das ist für die Kunden dann immer besonders schön und für alle Beteiligten ein wunderbares Gefühl.
Übrigens der Effekt ist vollkommen umkehrbar. Sie haben keine Lust mehr auf die Linsen für die Nacht ? Einfach weglassen und die Hornhaut geht wieder in ihren Ursprungszustand zurück.
Multifokale Kontaktlinsen
Diese Kontaktlinsen korrigieren die Ferne, die Nähe und haben noch einen Teil des Zwischenbereichs, z.B. für den PC, eingebaut. Und das machen Sie nicht wie eine Gleitsichtbrille über einen sogenannten Progressionskanal, sondern über verschiedene Zonen in der Kontaktlinse. Diese Zonen sind Kreise, wie bei einer Dartscheibe.
Der innere Kreis ist für die Ferne verantwortlich. Dann kommt ein Kreis für den Zwischenbereich und der äußere Bereich ist für die Nähe. Jetzt könnte der ein oder andere auf den Gedanken kommen, wie wir denn in den für uns gewünschten scharfen Bereich der Kontaktlinse kommen. Das macht unser Gehirn ganz von allein. 30% unserer Gehirnleistung sind nur mit dem visuellen System beschäftigt. Da kommt uns so eine Multifokale Kontaktlinse genau recht. Unser Gehirn hat da richtig Spaß dran.
Das Sehzentrum sortiert die einfallenden Bilder nämlich ganz allein. Das visuelle System arbeitet dazu mit abgespeicherten Informationen und natürlich der Schärfe. Die Kontaktlinse bewegt sich zudem noch minimal auf dem Auge, wie zum Beispiel beim Blick in die Nähe, wenn die Augen Richtung Nase drehen.
Zusätzlich spielt die Pupillengröße noch eine entscheidende Rolle, weswegen eine Ausmessung der minimalen und maximalen Pupillengröße bei der Anpassung dieser multifokalen Kontaktlinsen dazu gehören sollte.
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Multifokale Gläser
Es gibt verschiedene Multifokale Systeme bei Brillengläsern. Gehen wir diese gemeinsam einmal durch.
Zuerst schauen wir uns Exekutiv oder Franklin Gläser genauer an. Werden diese Gläser in eine Brille eingebaut, sehen Sie in der Mitte eine Trennkante. Der obere Bereich ist nun für die Ferne und der untere für die Nähe. Dazwischen gibt es nichts. Durch diese Bauart ist ein großes Blickfeld möglich, aber es kommt auch mit einem Bildsprung einher.
Dieser Bildsprung ist gewöhnungsbedürftig, wird aber trotzdem von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen gut vertragen. Und da stolpert auch keiner über Bürgersteige oder Treppenstufen. Da können wir auch gleich mit aufhören, das zu denken.
Das Treppensteigen ist mit 3 Jahren automatisiert in unseren Körpern gespeichert. Bürgersteighöhen sind zumindest in Deutschland genormt und Treppenstufen zumindest in öffentlichen Gebäuden auch. Natürlich gibt es Ausnahmen, nur diese sind mit einem Blick durch den Fernteil auch gut abschätzbar.
Bifokalgläser
Bifokalgläser haben nun einen eingebauten, bzw. eingeschwemmten, Nahteil. Dieser ist als Fensterchen unten im Brillenglas deutlich sichtbar. Der Rest ist identisch zum Exekutiv Glas inkl. Bildsprung. Übrigens die Sichtbarkeit kann mittlerweile durch manche Hersteller verschönert werden. Dazu wird dieses Fenster für die Nähe verblendet. Das sieht ästhetisch wesentlich angenehmer aus, bei gleicher hoher optischer Qualität.
Gleitsichtgläser zur Myopiekontrolle
Gleitsichtgläser sind nun wiederum ganz anders. Sie haben einen Progressionskanal. Das bedeutet, sie haben einen fließenden Übergang von Fern zu Nah. So kann jeder Bereich scharf abgebildet werden. Ermöglicht wird das durch ein spezielles Schleif Verfahren. Dazu wird in das Rohglas ein Übergang von Ferne zu Nähe mittels Freiformtechnologie geschliffen. Dies führen Maschinen CNC gesteuert über 5 Achsen durch.
Diese hohe Präzision ist auch notwendig, damit die Randunschärfen, die jeder Gleitsichtträger kennt, minimalisiert werden. Der Vorteil von Gleitsichtgläsern ist die hohe optische Qualität in allen Bereichen, sowie die Praktikabilität, die Brille einfach auflassen zu können. Und zwar morgens bis abends.
Gleitsichtbrillen können problemlos von Kindern getragen werden und bieten ebenfalls eine Möglichkeit zur Myopiekontrolle.
Atropin
Atropin wirkt pharmazeutisch. Es darf also ausschließlich über eine Apotheke bezogen werden. Der Augenarzt verschreibt dazu die notwendige Konzentration. In der Regel wird heutzutage eine Konzentration von 0.01% verschrieben. Doch was macht Atropin eigentlich? Ursprünglich war es zur Weitung der Pupillen gedacht. Dies wird in der Medizin Zykloplegischer Effekt genannt. Das kennen viele von ihren Besuchen beim Augenarzt, wenn die Pupillen der Kinder weit getropft werden. Mittlerweile weisen Studien darauf hin, dass Atropin in der Netzhaut und der Aderhaut wirkt.
Dort verlangsamt es nun das Wachstum des Auges. Die genauen Umstände werden noch erforscht und sollten uns in einiger Zeit zur Verfügung stehen.
Atropin kann zusätzlich zu den optischen Hilfsmitteln verschrieben werden, oder allein benutzt werden. Es ist ein anerkanntes Mittel zur Myopiekontrolle und einfach anwendbar.
Das Kind bekommt einen Tropfen in jedes Auge vor dem Schlafengehen. So werden auch die Nebenwirkungen minimiert.
Welches Mittel hilft denn jetzt am Besten??
Es hilft jenes Mittel, welches das Kind toleriert und akzeptiert. Nichtsdestotrotz werde ich nun einige Zahlen präsentieren. Diese habe ich von http://www.myopiacare.com übernommen.
1. Orthokeratologie = Verringerung des Wachstum des Auges um 40-60%
2. Multifokale Kontaktlinsen = Verringerung des Wachstum des Auges um 25-80%
3. Exekutive Brillengläser = Verringerung des Wachstum des Auges um 51%
4. Atropin = Verringerung des Wachstum des Auges um ~50%
Die Zahlen sind also alle recht ähnlich. Ergebnisse von Studien bezüglich einer Kombination von Atropin und zum Beispiel Orthokeratologie werden in den nächsten Monaten/Jahren erwartet. Wir dürfen gespannt sein.
Stellen Sie sich nun einmal vor, Ihr Kind hätteo ohne diese Reduktion eine Kurzsichtigkeit von -10.0 dpt. Dank einiger einfacher, etablierter Verfahren hat Ihr Kind dann -5.00dpt. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Dieser Unterschied ist zum einen ziemlich cool für die Gesundheit des Kindes. Zum anderen sind das ganz andere Dicken der Gläser. Also auch ein ästhetischer Vorteil ist nicht von der Hand zu weisen.
Zusätzlich fallen bei -5.00 dpt noch nicht alle Berufswünsche Ihres Kindes weg. Polizist, Astronaut oder Feuerwehrmann mit -10.0 dpt, das wird schon eng bei der medizinischen Untersuchung.
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Wer passt meinem Kind Kontaktlinsen an?
Die Seite Myopiacare.com bietet Ihnen ein Verzeichnis von registrierten Spezialisten, die die Myopiekontrolle anwenden. Meiner Erfahrung nach bieten sich Augenoptiker an, die mit Augenärzten und Orthoptistinnen zusammen arbeiten. Denn die optischen Verfahren beinhalten bei allen Vorteilen der Reduktion der Kurzsichtigkeit auch Nachteile. So greifen wir nicht unerheblich in das Sehen der Kinder ein. Doch einige Methoden lassen uns diese Veränderungen gut messen, und da wir bei Kindern hauptsächlich individuelle Kontaktlinsen anpassen, lassen sich diese auch einfach verändern und verbessern.
Was kann ich sonst noch tun?
Tja, wenn möglich sollte Ihr Kind viel Zeit im Freien verbringen. Zusätzlich noch die Naharbeit einschränken. Vor allem an Spielekonsolen, Pads und Handy. Tja, und wie wollen Sie das durchsetzen im Jahr 2018? Sozialer Austausch findet fast ausschließlich in Sozialen Netzwerken im Internet statt. Die Vereine sterben in Deutschland, und zwar hat jeder ein Fahrrad, doch das steht meistens im Fahrradkeller und staubt vor sich hin.
Viele Eltern sind zusätzlich noch berufstätig, das Kind wird also betreut. Und ein Kindergarten oder die Schule kann eine Betreuug im Freien, mit den bisherigen Konzepten nicht gewährleisten. Dazu fehlt es auch meistens an Personal. Und das ist wiederum ein ganz anderes Thema.
Persönliche Meinung des Autors zur Myopiekontrolle
Das Thema Kurzsichtigkeit taucht seit ein paar Jahren vermehrt in Fachzeitschriften, aber auch in den bekannten Zeitungen und Magazinen auf. Ich habe viele Meinungen zu dem Thema gehört. Geldmacherei, Angstmacherei, übertriebene Sorgfalt usw. Und trotzdem und vor allem deswegen kümmere ich mich auch weiterhin um das Thema. Es wirft Fragen auf.
So ist zum Beispiel interessant, dass eine normale Brille die Kurzsichtigkeit des Kindes eher begünstigt, als wenn man den Knirpsen gar keine keine Brille aufsetzen würde. Ist dann nicht eine normale Brille zu fertigen, mit dem vorhandenen Wissen, Geldmacherei?
Haben sich unsere Lebensumstände durch Technologien nicht so weit verändert, dass die bisherige Augenoptik, die vor Jahrzehnten entwickelt wurde, nicht auch eine Veränderung braucht? Und das wunderbare ist doch, dass Sie als Eltern oder Betroffene, das selbst entscheiden können.
Wollen Sie eine Chance nutzen, und statt -10.0 dpt. nur -5.0 dpt. fehlsichtig sein? Oder möchten Sie weitermachen wie bisher und ändern Ihre Lebensumstände um mehr Zeit im Freien zu verbringen? Oder Sie lassen das einfach Alles. Das ist Ihre Entscheidung. Nicht die eines Arztes, und auch nicht die meine. Wir sprechen hier von Empfehlungen und machen uns Gedanken. Genau wie Sie.
Myopiekontrolle – Lösung eines Problems!?
Von Gero Mayer
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Gero Mayer | Besser · Sehen
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Quellen :
https://www.myopiacare.com/considering-myopia-control-michael-j-lipson/
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