Skleralschale bei Keratoplastik und erneuter Ektasie
Die spannendsten Fälle sind die, bei denen man sich aus seiner Komfortzone bewegt und neues wagt. Genau so einen Fall stelle ich heute hier vor. Viel Spaß beim Lesen!
Die Anamnese
Es stellte sich im Februar diesen Jahres eine Damen bei mir vor mit einer Sehleistung von 40%….
Das reicht nichtmal mehr zum Autofahren, geschweige denn andere das Sehen beanspruchende Arbeiten im Alltag.
Sie wurde an beiden Augen vor 25 Jahren operiert : Beide Augen wurden mit einer neuen Hornhaut versehen, es wurde eine Keratoplastik durchgeführt. Eine große Operation, die damals noch ohne Laser, sondern mit einem Diamantschneidemesser durchgeführt wurde.
Einfach gesagt wird aus der Hornhaut des Auges eine schmale Scheibe geschnitten und eine Spenderhornhaut eingesetzt.
Warum das gemacht wird? Die Dame hatte einen sehr starken Keratokonus und es bestand die Gefahr, dass die Hornhaut destabilisiert und eintrübt. Sollte es zu so einer Eintrübung kommen wird notfallmäßig operiert und das Ergebnis kann unter der angespannten Situation sehr leiden.
Das Screening
Wir untersuchten das Auge mit Hilfe eines Keratographen. Dieses Gerät untersucht auf tausenden von Messpunkten die Hornhaut und kann sie mir so in 3D darstellen.
Hier sahen wir auch das ganze Ausmaß der Verkrümmung des Auges.
-15.0dpt Hornhautverkrümmung. Das ist viel!
Das linke Auge hat zuätzlich noch eine Lipideinlagerung. Das macht das Anpassen von normalen formstabilen Linsen unmöglich.
Wir wollen keinen Druck auf die empfindliche Hornhaut erzeugen. Das würde im weiteren Verlauf nur zu einer erneuten Transplantation führen. Warum? Nun der Druck der Linse + tausendfaches Blinzeln führen zu einer mechanischen Abreibung. Unsere Hornhaut ist sehr stabil und kann vieles aushalten, aber hier sprechen wir von einer labilen Hornhaut, die wir nicht weiter unter Druck setzen wollen.
Die Anpassung
Formstabile Linsen konnten wir also ausschließen. Und weiche Kontaktlinsen?
Selbst Speziallinsen, die extra dicker gefertigt werden, wären bei dieser Hornhautverkrümmung nur ungenügend.
Wir nutzen also Skleralschalen. Diese ermöglichen uns eine komplette Überbrückung der empfindlichen Hornhaut, des labilen Transplantats und der Lipideinlagerung.
Diese Anpassung erfolgt in mehreren Schritten. Zuerst wollen wir die korrekte Scheiteltiefe für eine gleichmäßige Überbrückung erzielen.
Dies kann durch eine tiefere, als auch eine steilere Skleralschale erfolgen.
Auch der Rand darf nicht in die Sklera eindrücken, das würde auf Dauer nur zu einer weiteren Reizung führen.
Zum Schluss überprüfen wir dann die Stärke der Skleralschale.
Hier kamen wir übrigens gleich im 1. Versuch auf 80% Sehleistung! Das ist das Doppelte an Sehleistung und ermöglicht einen ganz normalen Alltag.
Fazit
Solch eine Anpassung erstreckt sich über mehrere Wochen und erfordert viel Geduld seitens der Teilnehmer.
Natürlich möchte der Endverbraucher so schnell es geht, so gut es geht sehen. Wir befinden uns mit der Anpassung einer Skleralschale in solch einem Fall aber am Ende einer langen Kette.
Hier etwas zu überstürzen, lässt unter Umständen alles schief gehen und im schlimmsten Fall ist eine erneute Operation notwendig.
In diesem Fall hat die Dame extrem viel Geduld bewiesen und wir konnten erfolgreich eine Skleralschale anpassen und sie hat wieder ein sehr gutes Sehen und eine Verbesserung der Qualität Ihres Alltags. Eine runde Sache.